Der Reliefzyklus rings um den Tabernakelschrein zeigt in vier Bildern die Botschaft von Ostern.

Vorne:      Die Jünger von Emmaus erkennen Christus am Brotbrechen ( Hinweis auf die Eucharistie)

Hinten:      Die Rückseite zeigt die Emmausjünger unterwegs. Ein Fremder gesellt  sich zu ihnen unerkannt:

“Bist Du der einzige, der nicht weiß, was in diesen Tagen geschehen ist?“

– Ein Hinweis auf die Erdenwanderschaft, die allein in Begleitung und Gemeinschaft mit Christus ans Ziel führt

Links:       Magdalena begegnet im Garten dem Gärtner, den sie dann als ihren Herrn erkennt.

Rechts:    „Thomas, lege deine Hand in meine Seite und sei nicht mehr ungläubig, sondern gläubig.“

– „Mein Herr und mein Gott.“

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Zur Technik

Alle künstlerischen Arbeiten: Korpus, Reliefs am Tabernakel (später: die Mutter Gottes mit Kind ) sind in Bronze gegossen worden. Verwendet wurde die aufwendige Technik des Wachsschmelzverfahrens, welche am besten geeignet ist, die “Handschrift“ des Künstlers im Guss wiederzugeben.

Die vom Künstler in knetbarem Wachs gestalteten Modelle werden vom Gießer-meister in eine feuerfeste Masse eingebettet. Durch Ausschmelzen aller Wachsteile aus der Form im Brennofen entstehen Hohlräume, die mit flüssiger Bronze bei 1300ºC

ausgegossen werden.

Die “verlorene“ Form wird nach dem Guss zerschlagen. Die Modelle aus Wachs werden somit zerstört und die gelungenen Kunstwerke stehen in Bronze fertig da.“

(Quelle: “25 Jahre – Katholische Kirche Schwaikheim“)

Maria, in sitzender Pose dargestellt, umfängt mit ihrem linken Arm liebevoll den Knaben Jesus, der nicht hilflos wie ein Kind sondern gleichsam majestätisch auf ihrem linken Oberschenkel „thront“ – ein gelungenes Zusammenspiel von der Mütterlichkeit Mariens und dem sich seines Heilsauftrags bewusst seienden Jesus.

Die Harmonie zwischen Mutter und Sohn einerseits und die theologische Intention andererseits erhalten ihren ganz eigenen, bedeutsamen Akzent durch die Weinrebe, die der Knabe in seiner Linken trägt und die von Maria behutsam,  mit  bescheidener Zurückhaltung mit gehalten wird.

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh 15,5

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Der Vers aus dem Johannesevangelium scheint die zentrale theologische Aussage dieser Komposition zu sein. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass der Künstler die Weinrebe weit ins Zentrum seines Werkes, vor das Herz Mariens gerückt hat, als wollte er damit die Botschaft verknüpfen:

„Ihr Menschen, ihr meine Geschöpfe, ihr liegt mir am Herzen. Für euch bin ich Mensch geworden. Ich bin die Quelle, aus der ihr leben könnt.“

„Und ich, Maria, bin seine und eure Mutter“

Erst dadurch erhält dieses Werk als Marienstatue seine eigentliche Bedeutung, dass Maria hier nicht nur als Mutter Gottes gezeigt wird, sondern als Helferin und Mittlerin, die bereit ist, ihrem Sohn bei seinem Erlösungswerk unterstützend zur Seite zu stehen.

„ST. MARIA HILF“ – dem Namen unserer Kirche wird diese Komposition also auf besondere, sehr subtile Weise gerecht. Sie entspricht  dem theologischen Gedanken, dass die Hilfe Mariens für uns Menschen nur in ihrer Mittlerrolle, in der Fürsprache bei Gott liegen kann.

Monika Baumhauer, der Tochter von Sepp Baumhauer, gestaltete einfühlsam das Marienfenster, welches auf feinsinnige Weise die Verkündigungsszene mit Erzengel Gabriel darstellt.

Die  Künstlerin beschreibt  ihre theologischen Intentionen  und die Arbeitsweise wie folgt:

Formal ist das Fenster in 4 gleichbleibende 60 cm breite Streifen gegliedert, die rhythmisch durch Betonpfeiler zu 40 cm unterbrochen werden.

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Links ist Maria dargestellt; sie ist in einen weiten Mantel in den Symbolfarben Blau und Weiß (Unterkleid) gehüllt und sitzt ins Gebet vertieft. Es ist der Moment der „Verkündigung“ durch eine Lichtgestalt, einen Engel, der in diesem Moment von rechts die Szene ergänzt. (Siehe 3. Glasfeld) Er ist in hellen, cremeweißen und bläulich weißen Tönen gestaltet und seine mächtigen Schwingen füllen das Zimmer, rötlich und in wunderbaren Gelbnuancen gehalten, aus.

Maria weicht ob des Lichtes etwas zur Seite - vielleicht erschreckt, vielleicht etwas ungläubig...Ihr Symbol, die weiße Lilie (Unschuld,  Reinheit), steht stilisiert zwischen ihr und dem Engel und schafft formal eine Ruhezone, so dass die wunderbare Leuchtkraft der Farben umso intensiver wirken kann (Siehe 2. Glasfeld).

Die Fenster als Lichtträger sind insgesamt in hellen, freundlichen, warmen Farbtönen gehalten. Es wurden opale, opake Gläser, echt-antike Glastafeln verwendet. Details (Gesichter oder Kleidung) wurden in Bleilot gemalt und eingebrannt. Die Farbskala reicht von verschiedenen gelblich, rötlich, bläulichen Weißtönen übers warme Gelb, Orange, Ocker bis ins leuchtende Rot der Engelsschwingen. Blau- und Grautöne runden das Spektrum ab.

Ruhige Zonen kontrastieren mit sehr kleinteiligen belebten Zonen und schaffen sowohl innerhalb eines einzelnen Glasstreifens, als auch von Fenster zu Fenster einen kompositionell spannungsvollen Ablauf.

Monika Baumhauer

Das „Totenfenster“ zeigt ein in dunklen Grautönen gehaltenes, stilisiertes Kreuz. Es vermag an  das Dunkel der Todesstunde zu erinnern. Sein Sockel hat noch etwas von dem Gelb der Engelsschwingen Gabriels eingefangen – wohl ein erster Hinweis darauf, dass es noch eine neue Dimension nach unserem Leben auf Erden gibt. Zudem schwingt sich in Höhe des angedeuteten Querbalkens ein breites Band in Blau gen Himmel und  nimmt die Symbolfarbe von Mariens Mantel auf.

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Das Thema dieses Fensters ist “WASSER und HEILIGER GEIST“.

Die 11 Fensterstreifen werden formal als Einheit aufgefasst; ich spreche daher von einem Gesamtfenster. Die einzelnen Fensterfelder wechseln in freiem Rhythmus zwischen 40cm Breite, 60cm, 75cm, 80cm und als Höhepunkt direkt hinter dem Taufbecken misst die Fensterbreite 120cm. Die Wandstreifen dazwischen sind gleichbleibend 40cm breit.

Dargestellt ist in abstrakter Weise, zum Taufthema entwickelt, in vielfältigen leuchten den Blautönen, Grünschillerungen, Graunuancen das Thema Wasser. Es breitet sich vom 7. Glasfenster in wirbelartigem, mächtigem Schwung zur linken und zur rechten Seite aus; erfasst die hellen Zonen im vorwiegend unteren Drittel.

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Als sozusagen Gegenrhythmus geht eine fasst göttliche, nach oben und rechts sich windende rötliche Zone, der Geist Gottes, der über dem Wasser schwebt... von eben diesem 7. Fensterstreifen aus und bildet kompositionell eine schräg verlaufende Licht-achse im oberen Drittel des Gesamtfensters.

Hell und lichtdurchflutet bilden die in fast goldene Nuancen auslaufenden jeweils drei Fensterstreifen rechts und links der Mittelzone einen warmen Schlussakkord.

Starke Bewegtheit wechselt mit ruhigen Zonen und schafft im Raum – einer wunder- baren Musik gleich – eine festliche, feierliche Gesamtatmosphäre.

Monika Baumhauer

Das „Tauffenster“ bildete mit seiner … „starken Bewegtheit im Wechsel mit ruhigen Zonen – einer wunderbaren Musik gleichend“… quasi den Schlussakkord des gemein-samen Rundgangs durch unsere Kirche. Er sollte uns zeigen, wie sehr es die Kunst vermag, einen Kirchenraum zu bereichern mit ihren Formen und Farben und mit ihren tiefgründigen  theologischen Aussagen.