Liebe Schwestern und Brüder

Haben Sie sich eigentlich schon mal überlegt, was passiert wäre, wenn Maria damals NEIN gesagt hätte?

Immerhin hat Gott sie ja auf Augenhöhe fragen lassen. Was er bei einer „Magd“ ja nicht unbedingt hätte tun müssen!

Eigentlich schon heftig, Gott macht seinen Heilsplan, den er ja den Propheten nach schon seit ewiger Zeit gehabt haben muss, diesen Plan macht er abhängig von der Zustimmung einer einfachen Frau!

„Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort!“

Mit dieser Antwort ist Maria zum Dreh und Angelpunkt der Geschichte und zum Vorbild für alle Gläubigen geworden:

Maria wurde von Gott sozusagen
1. entdeckt, 2. beschenkt und 3. gebraucht.

An ihr und mit ihr ist das geschehen, was eigentlich auch an uns passiert, wenn wir mit Gott, mit Jesus in Verbindung kommen.

Schauen wir genauer hin:

1. Von Gott Entdeckt werden

Maria machte eine überraschende Erfahrung. Gott hat sich völlig unerwartet bemerkbar gemacht und er ist ihr ganz schön zu Leibe gerückt!
Es war kein Casting wie bei es bei Schauspielern üblich ist, es war auch keine Auswahl wie bei „Deutschland sucht den Superstar“, auch kein Preiswettbewerb, wie bei „Jugend forscht“.

Für die Entdeckung Marias gab es keinerlei Voraussetzungen, keinerlei Empfehlungen und keinerlei Begründungen. Sondern es heißt einfach: „Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth.“ Die Initiative ging also einzig und allein von Gott aus.

ER schickte seinen Engel in die tiefste Provinz, dorthin wo keiner es erwartet hatte. Nicht in den Königspalast oder in den Tempel, nein in ein einfaches Haus wurde Gabriel geschickt, um diese Himmelsbotschaft einem einfachen Mädchen bei der Hausarbeit zu verkünden.

Als der Bote Gottes den Raum betritt, in dem sich Maria befindet, erschrickt Maria. Das Besondere an seinem Auftritt war jedoch nicht sein Aussehen, sondern sein Gruß:
„Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!“
In der damaligen Gesellschaft waren Frauen quasi unsichtbar, sie wurden auch nicht begrüßt. Aber das scheint Gott wohl anders zu sehen. Maria wird sogar mit: „Sei gegrüßt, du Begnadete“ angesprochen. Das war die Grußformel für gesellschaftlich angesehene Männer. Deshalb ist sie wohl erschrocken.

Maria ist da noch ganz und gar nicht die „Gnadenreiche“, wie sie später in der kirchlichen Tradition bezeichnet wird. Nein, sie ist eine junge Frau, die zutiefst die Gnade Gottes braucht. Sie fühlt sich gering, armselig und bedürftig.

Gott ergreift die Initiative – nicht nur damals bei Maria, auch heute ergeht sein Anruf an jede und jeden von uns. Damit will er uns aber nicht Angst machen – im Gegenteil:
Wir sind Erwählte, wir sind von Gott Angesehene. Wir sind Privilegierte. Gott hat ein Auge auf uns geworfen. Er hat uns gesucht, er hat uns besucht, und er hat uns gefunden.
Er hat ein tiefes Interesse an Ihnen und mir und dir. Und er hat Großes mit uns vor.
Er will etwas aus dir und deinem Leben machen. Der Herr ist mit dir.
Maria als Prototyp einer Gläubigen zeigt jedem von uns: „Du bist besonders angesehen, denn du wurdest von Gott entdeckt.“

2. Von Gott Beschenkt werden


Maria wird durch die Geburt von Jesus beschenkt. Gabriel stellt ihr vor, wer das Kind in Wirklichkeit ist, das durch sie zur Welt kommt: es heißt Jesus, das bedeutet: „Retter“. Jesus ist der Sohn des Höchsten, der Sohn Gottes. Er ist der König auf dem Thron Davids in Ewigkeit.
Und er baut ein Reich auf, das kein Ende haben wird.

Diese machtvollen Beschreibungen stehen wohl eher im krassen Gegensatz zu den vielen „Jesus light“ Versionen die heute von Gott erwartet werden.

Jesus ist mehr als nur ein Lehrer, ein Lebensberater, als ein Gesellschaftsreformer, mehr als nur ein Humanist.

Gottes Geschenk geht weit darüber hinaus.

Wir brauchen doch keinen neuen Guru mit Tipps zur Lebensbewältigung und auch keinen neuen Moralprediger.
Wir brauchen den Retter, der von Sünden und Bindungen befreit. Wir brauchen den Sohn Gottes, der alles im Griff hat. Wir brauchen den König, der befiehlt, herrscht und regiert.
Wir brauchen einen Jesus, der unsere Biografie mit allen Irrtümern und Brüchen aushält.
Der unser Leben durchhalten und uns noch im Sterben festhalten kann. Nur dieser Jesus kann uns Kraft geben. Nur mit ihm können wir den Versuchungen widerstehen und das Böse überwinden.

Der Engel Gabriel sagt von Jesus: „Er wird groß sein.“

Wobei wir wieder bei uns sind:

Was trauen wir Gott eigentlich (noch) zu – wieviel schöpferische, übernatürliche Kraft besitzt er? Wie groß lassen wir Jesus in unserem Leben überhaupt noch werden?

? Wer steht denn bei uns im Mittelpunkt – wie viel Raum nimmt Jesus in unserem Alltag ein?

Sind WIR es, die alles im Griff haben, oder vertrauen wir uns ihm an, dem Retter, dem Sohn des Höchsten, dem König, der sein ewiges Reich aufbaut?

Maria ist von Gott reich beschenkt worden und jeder der auch heute zum Glauben kommt, wird mit Jesus beschenkt. Jesus Christus nimmt durch den Heiligen Geist Raum in unserem Herzen. Jesus will auch in uns geboren werden, er will in uns und durch uns leben.

3. Von Gott gebraucht werden


Auch darin ist Maria ein großes Vorbild für alle Glaubenden: Sie lässt sich von Gott gebrauchen und sagt: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“
Gott hätte seinen Sohn auch auf andere Weise in die Welt kommen lassen können, aber er hatte wohl seine Gründe, warum er Maria als Mutter seines Sohnes erwählt hat.

Gottes Wille war, dass er von einer Frau geboren werden sollte. Gott begibt sich in diese Frau und kommt durch sie zur Welt. Jesus wird ein hilfloses Baby und Maria wird dieses Baby zugemutet und anvertraut.

Unglaublich, in welche Abhängigkeit sich Gott da begeben hat.
Gott braucht uns Menschen, um seinen Willen in dieser Welt tun zu können. Er braucht uns. Er braucht dich und mich, damit Menschen mit Jesus in Kontakt kommen, damit sie von ihm hören, ihm begegnen, ihm nachfolgen. Jesus braucht uns, um sein Reich zu bauen. Er will es nicht ohne uns tun. So hoch schätzt er uns ein.
An Maria sehen wir, wie das Leben eines Menschen aussehen kann, der sich Gott zur Verfügung stellt, der merkt: ich bin entdeckt, beschenkt und gebraucht.
Mir geschehe - das heißt: nicht „ICH schaff das!“, sondern ein anderer schafft in mir. Nicht ICH allein bin die selbstbewusste Macherin, der Hauptakteur - ich bin eher Werkzeug. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, aber in meiner Macht steht nicht alles und ich rechne deshalb mit der Hilfe Gottes. Welch große Entlastung!

Wir alle, Frauen und Männer, bedeutende und unbedeutende, große und kleine, …… sind eingeladen, dass wir uns von Gott erfüllen lassen und unsere Lebensenergie für sein Reich einsetzen im Vertrauen auf Gottes Hilfe!

Ihre Maria Lerke, Pastoralreferentin